Fragen zu Klimaschutz und Luftaustausch

Die Planungen für das neue Gewerbegebiet in der Oberau im Ortsteil Niederselters sind in vollem Gange und nehmen endgültige Formen an. Hinsichtlich der geplanten Grundstücksverläufe und der damit im Zusammenhang stehenden möglichen Bebauung haben wir seitens der FWS allerdings noch Bedenken. Wir haben deshalb nachfolgendes Schreiben an den Vorstand der Gemeinde gesandt und um Klärung gebeten:

In der Sitzung des Ausschusses für „Bau, Umwelt…“ am 09.02. 2021 wurde durch unser stellvertr. Ausschussmitglied Hans Willi Ort die Problematik der Behinderung des Luftaustausches und damit der negativen Einflüsse auf das Klima angesprochen. Eine solche Auswirkung wurde seitens der Gemeindeverwaltung als, bereits durch den Rp. geprüft, belanglos angesehen. Den „Freien Wählern Selters“ (FWS) liegen zwischenzeitlich Informationen vor, die zu einer eine anderen Einschätzung und Schlussfolgerung führen, so dass unsererseits nach wie vor hinsichtlich Klimaschutz massive Bedenken bestehen, die einer grundsätzlichen Klärung und tragfähigen Lösung bedürfen.

Die Oberau bildet als Tallage und Wiesengrund mit der Himmelsaus-richtung Osten eine wichtige Kaltluftschleuse und Strömungsbecken (Luft aus Osten).  Sie erstreckt sich von Erbach kommend nahezu störungsfrei durch Wiesenflächen bis an den Ortsrand von Niederselters.

Der hohen Bedeutung des Luftaustausches für das innerörtliche Klima und damit der Gesundheit für die Bevölkerung wurde bereits bei der Planung und Realisierung des REWE-Marktes in 2011/2012 Rechnung getragen, indem die ursprünglich von REWE geplante Querausrichtung des Gebäudes – man sollte aus Marketinggründen von der Straße kommend auf das Gebäude zufahren –   so nicht genehmigt wurde.  Um die Luftströmung nicht zu stark einzuschränken wurde die Baugenehmigung mit der Auflage erteilt das Gebäude in Längsrichtung zu errichten. Dies wurde auch so ausgeführt. In Unterlagen für das REWE-Projekt müsste dieses Thema auch hinreichend fachlich dokumentiert sein. Das Thema Frischluftzufuhr hatte also bereits in 2012 eine sehr hohe Bedeutung und Beachtung, obwohl zum damaligen Zeitpunkt das Thema Klimaerwärmung nicht annähernd den Stellwert hatte, wie im Jahr 2021. 

Die Klimaerwärmung ist heute Realität, hat höchste Priorität und begründet damit unsere Bedenken!   

Die derzeitig dargestellte Planung ignoriert vollkommen sowohl die beschriebene Thematik „Luftaustausch“, als auch die in 2012 beim REWE-Bau vorgegebenen Restriktionen. Dies zu einem Zeitpunkt in dem die Klimaerwärmung gegenüber 2012 deutlich sichtbar geworden ist und hierzu ein breiter Konsens zu dringendem Handlungsbedarf besteht.

Die Planung sieht auf der gesamten Talbreite von der B8 bis zum Emsbach eine geschlossene Bebauung vor.  Die Grundstücke können laut mündlicher Information in der Ausschusssitzung nach allen Seiten bis auf 3 m Grenzabstand bebaut werden. Diese Bebauung wirkt auf die Luftströmung wie ein Querriegel, quasi eine Staumauer.  Sie verhindert in sehr hohen Maße einen Luftaustausch, was insbesondere an warmen und heißen Tagen – die laut Klimaexperten – zunehmen werden, zu einer erheblichen Erwärmung des eng bebauten Ortskernes von Niederselters und damit einer Verschlechterung der Lebensverhältnisse der dort lebenden Menschen führen. Das kann bis zu Beeinträchtigungen der Gesundheit reichen.  Auch materielle Einbußen durch Immobilienwertminderung sind in Betracht zu ziehen.

Aufgrund unserer Ausführungen sind wir der Auffassung, dass für das Planungsvorhaben die davon ausgehenden Auswirkungen auf das Klima, hier insbesondere auf den Luftaustausch, intensiv zu betrachten sind und bitten hierzu um ihre schriftliche Ergebnismitteilung, die mit der Genehmigungsbehörde abgestimmt sein muss.